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Fortsetzung von „Ich bin nicht ‘ein Mensch’“(Addendum„Addenda“ zu den Büchern zu: Abschied vom „Leib-Seele-Problem“) ![]() Im Nachlass ist noch eine Weiterführung des letzten im Buch enthaltenen Textes aufgetaucht.
Es wurde ein Fragment eines Entwurfes gefunden, der dem im Buch gedruckten Text „Ich bin nicht ‘ein Mensch’“ zugrunde liegt. In diesem Entwurf wird der Text noch etwas weitergeführt: Nach dem Punkt 4, mit dem der abgedruckte Text aufhört (S.92, Schluss: „In der Berücksichtigung der Fähigkeit des Todes liegt der Schlüssel zum Verständnis des Ursprungs der ‘Logik’.“), geht es mit zwei weiteren Punkten weiter. Im Entwurf sind sie mit „4“ und „5“ nummeriert. Da die Zählung in der Umarbeitung zur neueren Version (die Ballmer also offenbar nicht zu Ende führte) gestrafft wurde, nummerieren wir sie hier der Einfachheit halber mit „5“ und „6“. – Wir legen Wert auf dieses „Addendum“, weil hier der von Ballmer oft zitierte „eigentliche Inhalt“ des Kontradiktionsgesetzes bei Aristoteles („Tabuierung der Frage: ob es einen physischen Menschen gibt, der zugleich sterblich und ewig ist“, siehe ebenfalls S.92) „geistvoll“ über Brentano hergeleitet wird. Vorweg dazu Anmerkungen: • von andern, ebenfalls katholischen Denkern: Hier dürfte Ballmer zumindest auf Joachim Otto Fleckenstein anspielen, der im Universalienstreit das „Schicksal der Philosophie“ auch unter Auspizien „moderner Physik“ sah. Siehe dazu „genussreiche“ Passagen (etwa die „Sandbank“, auf die sich Descartes flüchtete) in Fleckensteins BroschüreJoachim Otto Fleckenstein: Scholastik, Barock, Exakte Wissenschaften und Ballmers weitläufige Auseinandersetzung damit: Deutsche Physik – von einem SchweizerDeutsche Physik – von einem Schweizer.
• Aristoteles-Monographie von 1911: Aristoteles und seine Weltanschauung, Leipzig (Quelle & Meyer) 1911.
• Idee der menschlichen Gattung: Damit spielt Ballmer vielleicht auf eine Formulierung von David Friedrich Strauß an, aus: Das Leben Jesu, 2. Bd., 4. Aufl. 1840, „Schlussabhandlung“ §151 „Letztes Dilemma“: „In einem Individuum, einem Gottmenschen, gedacht, widersprechen sich die Eigenschaften und Funktionen, welche die Kirchenlehre Christo zuschreibt: in der Idee der [menschlichen] Gattung stimmen sie zusammen.“ Dabei stammt die Hervorhebung und die Ergänzung „menschlichen“ von Rudolf Steiner, der das in „Die Rätsel der Philosophie“ (GA 18) so zitiert. Die Mappe des Ballmer-Nachlasses, der diese Blätter entnommen sind, ist ja betitelt „Die menschliche Gattung“.
5 Die Wortverbindung „allgemeiner Mensch“ ist nach Aristoteles/Brentano unsinnig, da einen Widerspruch enthaltend. Es war nun Franz Brentano, der mittels der Verabsolutierung des „Kontradiktionsgesetzes“ das hochbedeutsame Universalienproblem kalt stellte, während die Frage der Universalien, d.h. die Frage, ob Allgemeines geistige Existenz habe, von andern, ebenfalls katholischen Denkern als das eigentliche Zentralproblem vergangener und künftiger philosophischer Entwicklung angesehen wird. Brentano aber folgt den Spuren des Aristoteles, der die Ansicht Platos von der Existenz der Ideen verwarf. Erst Franz Brentano hat in wirklich geistvoller Weise den Grund aufgedeckt, der Aristoteles zur
6 Um unsere Idee der menschlichen Gattung weiter mit Inhalt auszufüllen, ist jetzt zu fragen was An der menschlichen Gattung ist ihr Gehirn ihr vorzüglichstes Merkmal. In Jahrmillionen hat eine Weltentwicklung dieses Gehirn als ihr Letztes und Äußerstes hervorgebracht. Nun gilt es, weil unter Weltentwicklung jedenfalls ein geschlossener Kreisprozess vorzustellen ist, das Letzte der Entwicklung als die wirkende Ursache des Anfanges der Entwicklung zu wissen, den Anfang der Welt als die Wirkung ihres Endes. |