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Donnerstag, 1. September 2005 Ein großer Schritt in die Welt der MalereiAquarelle der Hamburgischen Sezession aus der Haspa-Sammlung im Museum für Kunst und Gewerbe
[Aus der Website der Tageszeitung Die Welt, Hamburg.] von Gisela Schütte „Es ist ein neuer Schwerpunkt, der keine Konkurrenz zur Kunsthalle aufbauen, sondern an die Geschichte des Hauses unter Max Sauerlandt anknüpfen soll“, erklärte Hausherr Professor Wilhelm Hornbostel diplomatisch das wachsende Engagement des Museums für Kunst und Gewerbe für die Hamburgische Sezession. Tatsächlich tut das Haus am Steintorplatz damit einen entscheidenden Schritt in die Welt der Malerei. Und das mit Hilfe der Hamburger Sparkasse, die einen großen Teil ihrer Sammlung zur Sezession und zum Hamburger Künstlerclub von 1897 dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt hat. Zu seinem 175jährigen Jubiläum 2002 hatte das Geldinstitut seine Kunstsammlung um 250 Werke aus der berühmten Sammlung Bunte erweitert und sie dem Museum für Kunst und Gewerbe überlassen. Haspa-Chef Karl-Joachim Dreyer kündigte Hornbostel jetzt eine zweite Tranche von 140 Bildern an. Damit wächst der Umfang der Dauerleihgaben auf 390 Arbeiten. Darüber hinaus übernimmt die Haspa für zwei weitere Jahre die 2003 eigens zur Betreuung der Sammlung geschaffene Stelle eines wissenschaftlichen Max-Sauerlandt-Volontariats, das von der Kunsthistorikerin Annette Baumann wahrgenommen wird. Ihre erste Amtshandlung ist jetzt die Komposition der Ausstellung „Aquarelle der Hamburgischen Sezession“. Dabei wurden die Arbeiten aus dem Bestand der Haspa um weitere Leihgaben aus Privatsammlungen, aus der Kunsthalle und dem Altonaer Museum erweitert. Insgesamt sind 70 Exponate zu sehen. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert gründeten sich in den Zentren Sezessionen, die gegen die akademische Kunst aufbegehrten - in München, Berlin und eben auch in Hamburg. Sie markierten den Aufbruch in die Moderne. Obwohl die Künstlergruppe ein gemeinsames Anliegen verfolgte, hingen die einzelnen Mitglieder doch sehr unterschiedlichen Kunstrichtungen an. Die Ausstellung zeigt das ganz deutlich mit Themen, die von Porträts und Kinderbildern über Stadtansichten, Landschaften, Seen und Meer bis zu Akt- und Tanz-Bildern reichen. Man sieht sehr akribische Ansichten, etwa von Peter Kayser, neben Blättern, die eher zur Abstraktion tendieren, wie die Figuren von Karl Ballmer. Die Bilder dokumentieren die künstlerischen Einflüsse, die das Werk der Hamburger prägten, die Begegnungen der Sezessionisten mit der französischen Kunst, aber auch mit den deutschen Expressionisten, mit Kirchner, Heckel, Nolde und dem Norweger Edvard Munch. So erkennt man Einflüsse von Matisse in Arbeiten von Dorothea Maetzel-Johannsen, Inspirationen von Cézanne bei Eduard Bargheer. Die Mitglieder der Hamburgischen Sezession taten sich 1919 zusammen, um nach dem Krieg einen neuen künstlerischen Boden zu schaffen. Ein gemeinsamer Stil entwickelte sich erst in den dreißiger Jahren. Aber da war es mit der Vereinigung schon bald wieder vorbei. Denn die Sezession löste sich 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten auf. Damit kam sie der Forderung der Diktatur nach Entlassung der jüdischen Mitglieder zuvor. Damals wurde eine geplante Ausstellung über Aquarelle der Gruppe gerade nicht mehr realisiert. Die aktuelle Schau ist deshalb gleichsam eine Fortsetzung der damaligen Aktivitäten. Das Aquarell besaß im Werk der verschiedenen Künstler einen unterschiedlichen Stellenwert. Ivo Hauptmann, Willem Grimm und Kurt Löwengard zählten zu den fleißigsten Aquarellisten. Von Löwengard sind stimmungsvolle Landschaften in der Schau. Anita Rée aquarellierte auf Reisen, in Italien, auf Sylt. Und Eduard Bargheer erklärte: „Ich habe das Aquarell immer geduzt, und zum Öl habe ich immer respektvoll Sie gesagt.“ Die späten Arbeiten, die während der Nazizeit entstanden, täuschen mit idyllischen Themen über die unheilvollen Jahre hinweg. Etwa Anita Rées einfühlsame Sylt-Bilder. Die jüdische Künstlerin nahm sich auf der Nordseeinsel das Leben. gs Die Hamburgische Sezession 1919 - 1933, bis 2. Oktober, Di.-So. 10-18 Uhr, Do. bis 21 Uhr, Eintritt: acht Euro Artikel erschienen am Mit, 31. August 2005 |