Sich nicht riechen können | Die gekrachte Schublade – 24. Juni 2025 ![]() |
LAMONE b/Lugano, Januar 1948
Karl Ballmer an:
Warum finden sich einzelne Menschen in der Anthroposophischen Gesellschaft zu gemeinsamer Arbeit zusammen? Was ist der Grund, dass das Interesse an Anthroposophie Persönlichkeiten zusammenführt, die auf andere Art nicht in den gleichen „Verein“ geraten würden?
Warum wollen wir – als einzelne Persönlichkeiten – in der Gesellschaft zusammenarbeiten?
R.St. hat mir einmal das Rätsel dieser Frage gelöst, indem er en passant in einer bestimmten Situation die Bemerkung von „sich nicht riechen können“ deponierte.
Wir sind also in der Gesellschaft zu gemeinsamer Arbeit zusammen, weil wir uns persönlich nicht riechen können.
Wenn wir dies wissen, dann bedeutet das eine heilvolle Erleichterung; denn allzuleicht nehmen wir ja an, R.St. habe nur gewirkt, um uns unsere edlen humanistischen Urteile und Vorurteile, die wir schon immer hatten, zu bestätigen. Nein, R.St. will nicht der Bestätiger unserer edlen Instinkte sein, sondern will uns anregen etwas Neues zu lernen.
Daher: weil wir uns gegenseitig nicht riechen können! Schließlich ist Anthroposophie als solche wesentlich genug, dass wir unser Persönliches von Anthroposophie her interessant sein lassen dürfen.
Aus einer Mappe mit 23 „Elaboraten“, die Ballmer im Januar und Februar 1948 an Marie Steiner, Roman Boos und Werner Teichert sandte.
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