Hauptmenu |
Hamburg, den 5. Juni 1931 Sehr geehrtes Fräulein Sauerlandt! Schönsten Dank fĂĽr Ihre Glossen aus der Göttinger Weisheitszentrale. Sie haben schon sehr viel gelernt, wenn Sie empfinden, dass es zuviel verlangt wäre, von der Universität, wie sie heute ist, die einheitliche, „endgĂĽltige“ Idee der Seele zu erwarten. Zum GlĂĽck gibt es manche bedeutende ältere Auffassungen vom Wesen der Seele, die sich neben modernen Klugheiten wohl sehen lassen können. Darunter die groĂźartigste haben die Griechen (Aristoteles) ausgebildet: die menschliche Seele die Form des menschlichen Leibes. Es ist fĂĽr uns schwer, uns darunter etwas vorzustellen, denn dass die Seele, die ihrer Vollkommenheit nach denkende Seele ist, aus dem gleichen Zentrum und Kern heraus, aus dem sie die Gedanken hervorbringt, auch den körperlichen Leib aufbauen und wachsen machen soll, das geht unseren heutigen Denkgewohnheiten schlecht ein. Denken ist fĂĽr uns eben Denken, etwas völlig Irreales, und zwischen diesem Denken und den Vorgängen der Natur klafft fĂĽr uns ein Abgrund. Nach meiner Ăśberzeugung hat in der Gegenwart Rudolf Steiner in bedeutender Weise versucht, den Menschen wiederum als einheitliches, natĂĽrliches und geistiges Wesen zu sehen und darzustellen. Steiners Methode zu sehen hat etwas KĂĽnstlerisches und seine Auffassungen berĂĽhren sich mit den klassischen der Griechen. Es könnte sie [gemeint: Sie?] eine Konsequenz interessieren, die sich aus der Steiner’schen Grundanschauung fĂĽr die Pädagogik ergibt. Was heiĂźt Kinder erziehen? Nach der landläufigen heutigen Meinung heiĂźt es der Jugend das Wissen und meinetwegen die Ethik beizubringen, die diese fĂĽr das praktische Leben tauglich und brauchbar macht. Anders die anthroposophische Auffassung: Weil die „Seele“ höchst realistisch als das den Leib aufbauende Prinzip gesehen wird und weil die wichtigste Aufgabe der heranwachsenden jugendlichen Individualität der Aufbau des physischen Leibes ist, deswegen heiĂźt hier erziehen: den physischen Leib zum gesunden Leib machen. Der Lehrer ErläuterungEin Brief (leider abbrechender Entwurf oder unvollständig erhaltener Briefdurchschlag) an eine (welche?) der 5 Töchter von Max Sauerlandt, die vermutlich in Göttingen studierte. Mittlerweile veröffentlicht in unserm Band „Letzte Geheimnisse“Letzte Geheimnisse. 👉 Aus der „gekrachten SchubladeDie gekrachte Schublade“ bekommen Sie wechselnd verschiedene Texte von Karl Ballmer zu lesen. Bei der Auswahl gilt das Motto von Rudolf Steiner: „Es muss der Zufall in seine Rechte treten.“ Besuchen Sie diese Seite also öfter. Bei Fragen kontaktierenKontakt/Impressum Edition LGC Sie uns bitte.⇑ |