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Samstag, 4. September 2021

„Verstehen“ als „Lesemotiv“

Damit haben wir nichts zu tun.

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Im August 2021 tauchen plötzlich im altehrwürdigen VLB (Verzeichnis lieferbarer Bücher) „Lesemotive“ auf, die – man höre und staune – automatisch, d.h. durch angebliche „künstliche Intelligenz“ allen Büchern, also auch unseren, zugewiesen werden. All unseren Titeln ist als „Hauptlesemotiv“ ein „Verstehen“ zugeordnet worden. (Die Liste der möglichen Lesemotive umfasst: Auseinandersetzen, Eintauchen, Entdecken, Entspannen, Lachen, Leichtlesen, Nervenkitzeln, Optimieren, Orientieren, Verstehen.)

Obwohl wir uns mit dieser Materie nicht weiter beschäftigt haben, legen wir Wert auf die Feststellung, dass wir mit dieser Klassifikation und ihren geschäftspolitischen Hintergründen nichts zu tun haben. Auf den ersten Blick spricht uns der Kommentar aus der Seele, den ein youtube-Nutzer unter einem Erklär-Video zu den „Lesemotiven“ hinterlassen hat:

Bücher durch Algorhythmen zu bewerten und an die Leute bringen ist so ziemlich die übelste Idee, die ich in den letzen Jahren gehört habe. Als Verleger lehne ich dieses ungeheuer schubladisierende Treiben zu 100% ab. (Gerade redet sie über die Bereiche Disziplin und Kontrolle. Nur darum geht es euch.)

Ob man also wirklich „Verstehen“ aus den Texten Karl Ballmers erwarten will? Wenn es ausbleibt, mag man sich zumindest trösten mit dieser handschriftlichen Notiz von ca. 1938:

Sehr wahrscheinlich ist wiederum die begriffliche Fixierung des Sinnes, den ich meine, so unzureichend, dass das „Erraten“ das Verstehen vertreten muss. Der Versuch einer Begründung würde indessen vermutlich den gemeinten Sinn nur verschleiern.

oder auch mit folgender Briefstelle aus 1956:

Nun werden Sie sagen: „Das verstehe ich nicht“. Aber glauben Sie mir: das intensiv erlebte Nichtverstehen ist die nicht zu vermeidende Vorbedingung für das Verstehen.

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